Menschliche Intelligenz als Zukunftsressource

Je stärker Künstliche Intelligenz unsere Welt durchdringt, umso wichtiger wird auch die humane Intelligenz – als zentrales Gut für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft.

von Paulina Plinke

20. Mai 2025

Im Zeichen der Omnikrise, am epochalen Umbruch zu einer nächsten, hypervernetzten Gesellschaft, nehmen Verknüpfungen und Abhängigkeiten rasant zu. Die Spannungsverhältnisse zwischen Trends und Gegentrends werden zahlreicher und dynamischer – und lassen neue, zukunftsweisende Transformationen entstehen. Die Transformation zur Human Digitality beschreibt dabei eine nächste Evolutionsstufe der Digitalisierung, die neue humandigitale Gestaltungsräume eröffnet.

Human-Machine Teamplay

Ein zentrales Element ist dabei das Human-Machine Teamplay, das konstruktive Miteinander von menschlicher und Künstlicher Intelligenz. Um dieses Zusammenspiel optimal zu gestalten, braucht es zunächst ein umfangreiches Verständnis für die Unterschiede zwischen der humanen und der maschinellen Intelligenz. Dies gilt umso mehr in einer Welt, die zunehmend von KI durchdrungen ist – und in der die Leistungsfähigkeit von KI-Systemen mit rasanter Geschwindigkeit zunimmt.

Von Albert Einstein soll das Zitat stammen: „Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.“ Tatsächlich liefert die Kreativität einen wichtigen Hinweis auf die elementaren Unterschiede zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz. Während KI-Tools wie ChatGPT automatisiert nach bestimmten Regeln und Mustern Inhalte generieren, also gewissermaßen „spaßfrei“, ist der Mensch in der Lage, Neues auf intrinsische Weise zu kreieren. Genau diese Komplementarität kann neue Möglichkeitsräume und zukunftsweisende Synergien eröffnen – überall dort, wo menschliche Fähigkeiten durch KI nicht ersetzt, sondern ergänzt werden.

Vielversprechende Ansätze für diesen sinnorientierten Einsatz von KI-Tools zeigen sich zum Beispiel im Bereich der Bildung: Unter den Vorzeichen der Human Digitality kann KI mehr Raum schaffen für Kreativität und personalisiertes Lernen nach individuellen Bedürfnissen – und damit auch die Kultivierung höherer kognitiver Fähigkeiten fördern. In dieser Entfaltung persönlicher Potenziale liegt die Zukunft der Bildung, die vom Human-Machine Teamplay unterstützt wird.

Intelligenz als Zukunftsressource

Die menschliche Intelligenz verliert dabei keineswegs an Relevanz, im Gegenteil: Als kontrollierende Instanz wird sie unverzichtbarer denn je. Dazu tragen auch neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Intelligenzforschung bei, die nicht nur tiefere Einsichten in unser Denken und Handeln ermöglichen, sondern auch wichtige Potenziale für gesellschaftliche Orientierung und Zukunftsgestaltung aufzeigen. 

Besonders vielversprechend erscheint dabei das interdisziplinäre Forschungsfeld der Network Neuroscience, das sich in den vergangenen Jahrzehnten etabliert hat. Ziel ist es, die Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns besser zu verstehen, indem es als komplexes Netzwerk miteinander verbundener Knotenpunkte betrachtet wird – auch mithilfe von Verfahren des maschinellen Lernens: ein praktisches Beispiel für das Human-Machine Teamplay. Die Erkenntnisse der Network Neuroscience eröffnen neue Zugänge zu unseren kognitiven Fähigkeiten, mit denen wir unsere Zukunft maßgeblich prägen. 

In einer vernetzten Welt wird es dabei immer wichtiger, menschliche Intelligenz nicht nur als individuelles Merkmal zu verstehen, sondern als eine kollektive Ressource. Diese Wirkungskraft ist bisher noch nicht annähernd erschlossen. Je mehr es daher künftig gelingt, dieses mächtige Potenzial zu entfalten, auch durch eine humandigitale Bildung, umso wirkungsvoller werden wir die menschliche Intelligenz als gestaltende Kraft und Zukunftsressource nutzen können.

Das KI-Manifest von Matthias Horx ist ein Plädoyer für den humanistischen Futurismus. Es deckt Vorurteile und Glaubenssätze auf und zeigt, dass wir uns möglicherweise vor den falschen Gefahren fürchten.