Wir befinden uns inmitten eines tiefgreifenden sozio-ökologischen Umbruchs. Nachhaltigkeit ist ein umkämpftes Thema. Wie sieht ein konstruktiver Umgang mit der natürlichen Umwelt aus? Welche Systeme erlösen uns von dem Thema Umweltschutz als lästige Bürde?
Ein Auszug aus der Publikation “Future:System – Transformation beyond Megatrends”.
Von Judith Block
Das Ende des fossilen Zeitalters läutet den Beginn einer ganzheitlich-ökosystemischen Gesellschaft ein. Eine solch fundamentale systemische Neugestaltung verläuft nicht von heute auf morgen und geht nicht ohne Brüche und Reibungen vonstatten. Globale Transformationen brauchen Zeit, bis sie ihre volle Wirkung entfalten – manchmal mehr, als wir ihnen zugestehen wollen.
Die Wurzeln der Eco Transition reichen bis tief in das 20. Jahrhundert zurück. Tatsächlich sind die Wirkungsweisen von Treibhausgasen oder die anthropozäne Erwärmung der Erdkugel schon seit vielen Jahrzehnten bekannt. Seither hat das Wissen um die Auswirkungen des Klimawandels über Organisationen, Forschungsinstitute und weltweite Protestbewegungen den Weg in die öffentliche Wahrnehmung gefunden.
Gegenwärtig stehen wir an einem besonderen Punkt der ökologischen Transformation, der nur allzu häufig mit Stagnation verwechselt wird. Für viele Jahrzehnte dienten die Erkenntnisse über die klimatischen Veränderungen in erster Linie der Schaffung eines breiten Konsenses, der die Notwendigkeit für Anpassungen unserer Lebens- und Wirtschaftsweisen betont. Nun beginnt jedoch die Ära der systematischen Umsetzung von sozio-ökologischen Lösungen.
Die Eco Transition umfasst dabei weit mehr Facetten als der herkömmliche Umweltschutz. Die Realisierung einer nachhaltigen Gesellschaft erfolgt letztlich durch die ganzheitliche Neugestaltung von Infrastrukturen, Produktionssystemen und Kulturtechniken. Dabei spielen technologische Innovationen eine ebenso wichtige Rolle wie gesellschaftliche Anpassungen und Weiterentwicklungen. Sie müssen zukünftig die tatsächlichen menschlichen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen und ein konstruktives Verhältnis mit der Natur ermöglichen.
Damit geht ein neues Mindset einher, das den gegenwärtigen Quantitätsfetisch und Massenkonsum ablehnt, ohne gänzlich auf individuelles Wohlbefinden zu verzichten. Vielmehr eröffnet die ökologische Verantwortung Raum für die qualitative Weiterentwicklung von bewussten, achtsameren Lebensweisen, deren Lebensqualität im Einklang mit der Umwelt erzielt wird.
Der Übergang in die Zeit der aktiven Gestaltung macht Greenwashing und alarmistische Verzichtslogiken endgültig obsolet. Immer stärker wendet sich der öffentliche Diskurs von der Schuldfrage ab und wendet sich der Umsetzung von konkreten Lösungsansätzen zu. Geleitet durch die systematische Suche nach Wegen in eine sichere und nachhaltige Zukunft erzeugt die Eco Transition ein neues Verständnis von Wohlstand und Lebensqualität.
Die wirtschaftliche Relevanz einer ausgeprägten Artenvielfalt rückt zunehmend ins Bewusstsein – der Wert von Ökosystemdienstleistungen beträgt das Doppelte des globalen Bruttosozialprodukts. Biodiversity Business beschreibt Geschäftsmodelle, die gezielt auf den Erhalt und Schutz von Biodiversität setzen und die ausgleichende Funktion einzelner Arten nutzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Teilweise werden die Lebewesen selbst als Arbeitnehmende betrachtet, sodass neue Formen der Vergütung für diese Non-Human Workers entstehen.
Um dem Ressourcenmangel und der Abfallproblematik linearer Produktionsabläufe entgegenzuwirken, satteln immer mehr Unternehmen auf Circular Systems um. Produkte und Nebenerzeugnisse werden weiterverwertet, recycelt und über möglichst lange Zeit genutzt. Diese Kreislaufsysteme sind eng mit innovativen Logistik- und Vertriebskonzepten verbunden und erfordern oft eine Neugestaltung des Verpackungs- und Nutzungserlebnisses.
Schon heute hat die Klimakrise deutliche Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität der Menschen. Climate Adaption beschreibt Maßnahmen, die auf lokaler Ebene die Resilienz gegen Starkwetterereignisse und klimatische Extreme erhöhen – wie zum Beispiel begrünte Fassaden oder entsiegelte Straßen. Oftmals werden dafür natürliche Prinzipien von (restaurierten) Ökosystemen verwendet, da diese selbst regulierend, effektiv und kosteneffizient sind.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Publikation „Future:System – Transformation beyond Megatrends“.