Bildung für mehr Demokratie

Wie kann Bildung dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen? Über Demokratiebildung im Zeitalter der Krise. Ein Auszug aus dem Future:Guide Bildung.

von Stephanie Wössner

6. Februar 2025

Die westlichen Demokratien stehen unter Druck. Der Aufstieg autoritärer und rechtspopulistischer Strömungen, befeuert durch Desinformation und algorithmische Verzerrung in digitalen Medien, macht deutlich: Demokratie ist keine selbstverständliche Gegebenheit, sondern eine Errungenschaft, die aktiv erhalten und weiterentwickelt werden muss. Wie kann eine zukunftsorientierte „Demokratiebildung“ diesen zersetzenden Kräften entgegenwirken?

Demokratie im Bildungsauftrag

Bildung hat in demokratischen Gesellschaften immer auch eine politische Dimension. Der Bildungsauftrag geht weit über die Vermittlung von Wissen hinaus und umfasst die Förderung von Mündigkeit, kritischem Denken und der Fähigkeit zur Partizipation und zur Zukunftsgestaltung. In Deutschland ist dies im Grundgesetz sowie in den Schulgesetzen der Länder festgeschrieben: Bildung soll dazu befähigen, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen und sich aktiv am demokratischen Leben zu beteiligen.

Doch angesichts der akuten Herausforderungen für die Demokratie reicht ein traditionelles Verständnis von politischer Bildung dafür nicht mehr aus. Es genügt nicht, Fakten über Wahlsysteme und politische Institutionen zu vermitteln. Vielmehr muss Demokratiebildung ein aktiver, erfahrungsbasierter Prozess sein, der vor allem Kinder und Jugendliche befähigt, Demokratie nicht nur zu verstehen, sondern aktiv mitzugestalten.

Digitale Räume und Demokratiebildung

Die Digitalisierung hat grundlegend verändert, wie Menschen sich informieren, kommunizieren und politisch engagieren. Soziale Medien und Online-Plattformen sind heute zentrale Orte politischer Debatten, bergen aber auch Risiken: Filterblasen, Desinformation und gezielte Meinungsmache erschweren den offenen Diskurs. Hier setzt eine zukunftsorientierte Demokratiebildung an, die sowohl digitale Kompetenz als auch medienkritisches Denken fördert:

  • Kritische Medienkompetenz: Wie lernen insbesondere Kinder und Jugendliche, Informationen zu hinterfragen, Quellen zu überprüfen und Manipulationsversuche zu erkennen?
  • Partizipation in digitalen Räumen: Wie kann Bildung die aktive Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Diskussionen fördern, offline wie online?
  • Ethische Reflexion der digitalen Öffentlichkeit: Welche Verantwortung tragen wir als Bürger:innen in digitalen Räumen – und wie beeinflussen Algorithmen die öffentliche Meinung?

Um der wachsenden Bedrohung durch digitale Desinformation und Meinungsmanipulation entgegenzuwirken, ist die Verbindung von Demokratiebildung und Human Digitality essenziell. Entscheidend ist dabei die Befähigung, digitale Räume aktiv und verantwortungsvoll mitzugestalten. Ebenso wichtig wie der Umgang mit bestehenden digitalen Strukturen wird es, diese Strukturen demokratisch mitzugestalten und ihre ethischen sowie gesellschaftlichen Auswirkungen zu reflektieren.

Demokratie als gelebte Bildungspraxis

Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem zukunftsorientierten Lernen zu: Basierend auf Selbstbestimmtheit, Autonomie und personalisierten Lernprozessen gibt es Lernenden die Möglichkeit, sich aktiv mit der Welt und ihrer eigenen Zukunft auseinanderzusetzen. Zukunftsorientiertes Lernen verbleibt nicht in isolierten, didaktisch vorbereiteten Szenarien, sondern ist eng verknüpft mit realen gesellschaftlichen Herausforderungen.

In einer Zeit wachsender demokratischer Herausforderungen bedeutet Demokratiebildung dann sehr viel mehr als die Vermittlung von theoretischem Wissen: Im Kern geht es um die Förderung einer Kultur der Partizipation und des kritischen Denkens. Bildungsräume werden damit zu Orten, an denen Demokratie gelebt wird. In offenen Diskussionen, im Modus des selbstbestimmten Lernens, in einem Klima, das Vielfalt und Engagement wertschätzt.