Über den notwendigen Paradigmenwechsel im Bildungssystem. Ein Auszug aus dem Future:Guide Bildung.
6. Februar 2025
Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel – gesellschaftlich, technologisch und wirtschaftlich. Die Klimakrise, die digitale Transformation und zunehmende gesellschaftliche Spannungen erfordern auch eine neue Ausrichtung der Bildung und des Lernens in Richtung eines aktiven Beitrags zur gesellschaftlichen Entwicklung.
Dies bedeutet auch einen Umbruch in der Idee des Lernens: weg von der Idee des „zeitgemäßen Lernens“, das oft eine Anpassung an die Gegenwart bewirkt, hin zu einem „zukunftsorientierten Lernen“, das auf eine grundlegende Veränderung der Lernprozesse zielt. Das Konzept geht weit über die reine Vermittlung von Wissen hinaus: Ziel ist es, Lernende zu befähigen, sich in einer komplexen Welt nicht nur zurechtzufinden, sondern sie auch aktiv mitzugestalten.
Zukunftsorientiertes Lernen stellt die Lernenden in den Mittelpunkt und betrachtet Bildung als lebenslangen, dynamischen Prozess. Es setzt auf personalisierte Lernziele und -wege, die sich an individuelle Bedürfnisse, Interessen und Talente anpassen, und fördert kollaboratives, kreatives und reflektierendes Denken sowie Selbstwirksamkeitserfahrungen und Selbstbestimmung.
Drei Punkte sind dabei zentral:
Im Kern geht es um eine Transformation der Lernkultur: Zukunftsorientiertes Lernen verabschiedet sich von einem lehrenden Ansatz, bei dem Wissen vorgegeben und reproduziert wird. Lernprozesse sind nicht mehr linear und standardisiert, sondern flexibel und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Lernende übernehmen Verantwortung für ihren eigenen Bildungsweg: Sie setzen eigene Ziele, bestimmen ihre Lernwege und erhalten Unterstützung von Lehrkräften, die sie als Mentor:innen begleiten.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Entwicklung von Zukunftskompetenzen. In einer sich wandelnden Welt wird es zunehmend wichtig, nicht nur analytisch und kritisch zu denken, sondern auch souverän mit Unsicherheit und komplexen gesellschaftlichen Problemen umzugehen. Kreativität, Resilienz, kritisches Denken, Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein sind daher ebenso ausschlaggebende Elemente wie eine neue Kultur im Umgang mit Fehlern.
Eine wichtige Rolle im Kontext des zukunftsorientierten Lernens spielt auch ein neuer Umgang mit digitalen Technologien. Anstatt lediglich bestehende Prozesse zu digitalisieren, verlagert sich der Fokus auf das Konzept der Human Digitality: Digitale Technologien werden hier nicht als Mittel zur Optimierung traditioneller Lernmethoden oder zur Entlastung gestresster Lehrender gesehen, sondern als Werkzeug zur Förderung genuin menschlicher Kompetenzen wie Kreativität, Empathie und kritisches Denken.
Dies erfordert auch eine bewusste Gestaltung von Lernumgebungen, in denen digitale Tools neue Perspektiven eröffnen und innovative Lösungsansätze ermöglichen. Übergreifendes Ziel ist es, Lernende zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit der digitalen Welt zu ermutigen – und diese aktiv mitzugestalten, anstatt sie nur passiv zu konsumieren.