Co-Society

Aus Polarisierung werden neue Brückenschläge.

Die rasant zunehmende Vernetzung, die fortschreitende Individualisierung sowie wachsende Wohlstandsgefälle treiben die Tendenz zur gesellschaftlichen Polarisierung voran. Die Transformation der Co-Society liefert Antworten auf die Frage: Wie könnte unter diesen Vorzeichen eine Kultur des konstruktiven Miteinanders aussehen?

Ein Auszug aus der Publikation “Future:System – Transformation beyond Megatrends”.

Von Christian Schuldt

Co-Society

Im Kontext einer zunehmend vernetzten Gesellschaft heizen sich öffentliche Diskurse auf: Befeuert von sozialen Medien und affektorientierter Berichterstattung, treffen bei komplexen Themen – von Gendern über Impfungen bis zum Klimaaktivismus – immer häufiger konträre Weltbilder aufeinander. Diese Entwicklung spiegelt einerseits den Vormarsch pluralistischer Lebensweisen, die vielfältige Perspektiven ermöglichen. Doch sie leistet auch einer grundsätzlichen Fragmentierung und Polarisierung Vorschub, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht. 

Strukturen für mehr Miteinander

Die Gefahr der sozialen Polarisierung macht die Suche nach neuen gesellschaftlichen Brückenschlägen zu einer zentralen Zukunftsherausforderung. Die Transformation zur Co-Society fördert dabei zukunftsweisende Strukturen für ein konstruktives Miteinander: Dialogorientierte Orte, lösungsorientierte mediale Formate oder partizipative demokratische Prozesse tragen dazu bei, Gemeinschaftsgefühle zu stärken. Relevant sind auch progressive Steuermodelle oder transformative Bildungskonzepte, die soziale Gerechtigkeit fördern – und so den sozialen Zusammenhalt stärken. Neue Formen von Beteiligung und Zugehörigkeit wirken der Dynamik zur Fragmentierung zusätzlich entgegen. Sie schaffen eine neue soziale Basis, indem sie den Weg in eine progressive Wir-Kultur ebnen. 

Die Kraft positiver Narrative

Dafür braucht die Co-Society nicht zuletzt ein positives Narrativ, das die bereits existierenden Bewegungen in Richtung eines konstruktiven und solidarischen Miteinanders in den Vordergrund rückt. Denn tatsächlich täuschen die lauten Meinungsverschiedenheiten, die medial verstärkt werden, gegenwärtig allzu häufig darüber hinweg, dass in großen Teilen der Gesellschaft ein starker Konsens über ein faires Miteinander besteht. Gerade die historisch geteilten demokratischen Grundprinzipien der europäischen Wertegemeinschaft können hier weiterhin einen starken gemeinsamen Nenner bilden.  

Die postpolarisierte Gesellschaft

Das Hervorheben dieser geteilten Werte hat das Potenzial, die hysterischen Symbolkämpfe der Gegenwart zu überwinden und konstruktive Dialoge zu stärken. Nach dem Ende der ungebremsten Hyperindividualisierung ermöglicht die Co-Society wieder Kompromisse zwischen unterschiedlichen Weltbildern und Lebensstilen – und eröffnet mit dem Fokus auf eine progressive Wir-Kultur Zukunftspfade in eine integrative, postpolarisierte Gesellschaft. 

Drei ausgewählte Subtrends der Co-Society

Co-Cultures

Co-Working, Co-Mobility, Co-Creation, Co-Living – die vernetzte Gesellschaft bringt immer mehr Co-Cultures hervor. Als Antwort auf die steigende gesellschaftliche Komplexität verbreitet sich das Organisationsprinzip der Kooperation rasant. Online wie offline finden sich Menschen in flexiblen Communitys zusammen, um gemeinschaftliche Projekte zu realisieren.

Responsive Democracy

Die „reaktionsfähige“ Demokratie zielt darauf ab, die Legitimität und Qualität der Entscheidungsfindung in politischen Prozessen zu erhöhen und das Vertrauen der Bevölkerung in politische Institutionen zu stärken. Dies erfordert eine aktive Zivilgesellschaft, die sich über verschiedene politische Mechanismen zur Gestaltung von Gesetzen, Richtlinien oder Projekten einbringen kann. Von Bürgerversammlungen über Basisbewegungen bis zu direkteren Formen der Demokratie bietet die Responsive Democracy schon heute eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Third Places

Ob Jugendtreffs, Nachbarschaftscafés oder multifunktional genutzte Plätze und Parks: Die Third Places der nächsten Gesellschaft sind öffentliche Begegnungsräume, die Menschen zusammenbringen. In offenen und inklusiven Umgebungen können sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Meinungen austauschen, vernetzen und voneinander lernen. Mit ihrer sozial integrativen Wirkung helfen Third Places, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Publikation „Future:System – Transformation beyond Megatrends“.