Retardierung

Die konstruktive Kraft des Widerstands

Das Element der Retardierung beschreibt die inneren Widerstände, die als typische Reaktion in der Konfrontation mit Veränderungen und neuen Herausforderungen ausgelöst werden. Diese Gegenhaltung kann jedoch auch eine ganzheitliche Perspektive auf das Veränderungsgeschehen fördern und helfen, die stabilen, robusten und funktionierenden Anteile eines Systems wahrzunehmen. So kann der Übergang von der initialen, impulsiven Reaktion zur kognitiven Auseinandersetzung auch neue Einsichten und Wege eröffnen.

Erfahrung: Widerstand

Die Folge der Retardierung ist meist ein konkreter Widerstand, eine Verzögerung der Prozesse – bis hin zur Sabotage. Als Schutzfunktion erfüllt diese retardierende Angst- und Abwehrreaktion aber auch eine konstruktive Funktion: Sie macht auf konkrete Risiken aufmerksam – und verweist damit auch auf das, was im Wandel bewahrenswert ist. So kann die bewusste Verzögerung von Entscheidungen oder Handlungen einen Raum für Reflexion öffnen. Im Idealfall entwickelt sich dann eine Vorfreude auf das Neue. 

Kompetenz: Konstruktive Distanzierung

Widerstand kann erst mit hinreichendem Abstand produktiv genutzt werden – erst dann kann er die Möglichkeit zur bewussten Abgrenzung von der turbulenten Dynamik des Wandels bewirken. Die Fähigkeit zur konstruktiven Distanzierung befähigt dazu, Veränderungen klarer wahrzunehmen und realistischer einzuschätzen. Dies betrifft nicht zuletzt die Frage, welche Teile des Selbst bewahrt oder verabschiedet werden sollen.

Potenzial: Reflexion

Die Retardierung bildet ein Gegengewicht zur Beschleunigung, die insbesondere disruptive Veränderungsprozesse kennzeichnet. Das Innehalten verhindert ein Abgleiten in völlige Hilflosigkeit und Kontrollverlust – und ermöglicht die Wahrnehmung der eigenen Grenzen und Möglichkeiten. Es entsteht eine punktuelle Distanz zum Geschehen, eine innere Entkopplung vom Transformationszwang. Ein Raum für Reflexion.