Future:Needs

Treiber für den Konsum der Zukunft

Ein neuartiges Modell, das zwölf grundlegende menschliche Bedürfnisse kartiert: Mit „Future:Needs“ verstehen Sie die kollektiven und individuellen Bedürfnisse, die hinter Konsum stecken – und können Ihre Produkt- und Kommunikationsstrategie entsprechend anpassen.

Ein Auszug aus dem Future:Guide Konsum.

von Janine Seitz

25. Juli 2025

Was brauchen Menschen in einer Zukunft, die von Krisen, Wandel und Komplexität geprägt ist? Diese scheinbar einfache Frage steht im Zentrum des Future:Needs-Modells – und sie führt zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem, was Konsum jenseits von Überfluss und Verzicht bedeuten kann.

Denn eines ist klar: Unsere gegenwärtige Konsumkultur ist an ihre Grenzen geraten. Sie ist getrieben von Wachstum, geprägt von kurzfristiger Bedürfnisbefriedigung und basiert auf einer industriellen Logik des Immer-mehr. Doch Zukunft entsteht nicht aus linearem Fortschritt, sondern aus der Fähigkeit, Muster zu erkennen, Bedürfnisse zu transformieren und neue Möglichkeitsräume zu gestalten.

Von der Bedürfnis-Pyramide zur Zukunftsmatrix

Das Future:Needs Modell, entwickelt von Janine Seitz im Rahmen des Future:Guide Konsum, löst sich bewusst von traditionellen Bedürfnismodellen wie etwa der Maslowschen Pyramide. Stattdessen arbeitet es mit einer systemischen Perspektive: Bedürfnisse werden nicht hierarchisch verstanden, sondern als dynamische Felder, die sich in unterschiedlichen kulturellen und technologischen Kontexten unterschiedlich ausprägen.

Die Future:Needs beschreiben die menschlichen Bedürfnisse, auf die sich Produkte und Services der Zukunft ausrichten müssen – jenseits künstlich erzeugter Begehrlichkeiten.

Unternehmen können das Future:Needs-Modell nutzen, um zu prüfen, welche menschlichen Bedürfnisse ihr Produkt oder ihre Dienstleistung anspricht oder erfüllt:

  • Zugehörigkeit: Ermöglicht mein Produkt Gemeinschaft?
  • Exploration: Schafft es Raum für Entfaltung und Neugier?
  • Verlässlichkeit: Gibt es Stabilität in einer unsicheren Welt?
  • Sinn: Vermittelt es klare Werte und eine Vision?

Von falschen Begehrnissen zu echten Bedürfnissen

Wir unterscheiden zwischen Bedürfnissen und Begehrnissen. Menschliche Bedürfnisse lassen sich erfüllen und ihre Anzahl ist begrenzt. Begehrnisse dagegen sind unstillbar, sie sorgen dafür, dass Menschen in ein Hamsterrad des Konsums geraten: Jedes vermeintlich gestillte Begehrnis erzeugt ein neues Begehrnis und sorgt so für eine stetige Steigerung des Konsums. Ein Bedürfnis hingegen ist endlich und ermöglicht ein zufriedenes Leben.

„Future:Needs sind die Treiber für Veränderungen und Transformationen.“

Bedürfnisse sind das zentrale Motivationssystem von Menschen. Sie lassen sich individuell, aber auch im sozialen Austausch oder im Austausch mit der Umwelt erfüllen. Bedürfnisse sind universell gültig, aber sie haben kulturelle Ausprägungen. Die Strategien zur Bedürfnisbefriedigung sind demnach unterschiedlich. 

In Bedürfnissen steckt auch immenses Potenzial: Future:Needs sind die Treiber für Veränderungen und Transformationen. Sie sind die Grundlage, die intrinsischen Motivatoren für die Entwicklung von Trends. Anders gesagt sind Trends die sichtbaren Manifestationen im Äußeren der intrinsischen menschlichen Bedürfnisse, also die Art und Weise, wie wir versuchen, unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

„Trends sind die Manifestation dessen, wie Menschen Ihre Bedürfnisse erfüllen.“

12 Tipps: Die Future:Needs als Strategie-Tool

Ihre Produkte müssen nicht alle Bedürfnisse abdecken. Das wäre gar nicht möglich. Aber wenn Sie Ihr Angebot mit den vier Bedürfnisfeldern abgleichen, ergeben sich daraus Empfehlungen für die Entwicklung, Positionierung und Kommunikation Ihres Produkts.

Sicherheit

  • Bieten Sie Produkte und Dienstleistungen an, die grundlegende Sicherheit und Verlässlichkeit gewährleisten.
  • Dies kann sich in langlebigen Produkten, zuverlässigen Services oder auch in der Bereitstellung von Lösungen für physische oder mentale Erholung äußern.
  • Heben Sie in Ihrer Kommunikation Beständigkeit und Vertrauenswürdigkeit hervor.

Autonomie

  • Geben Sie Konsument:innen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden, sich weiterzuentwickeln und ihre eigene Identität auszudrücken.
  • Dies beinhaltet Angebote, die personalisierte Erfahrungen, kreative Entfaltung oder Selbstoptimierung bieten.
  • Stellen Sie die Individualität und Gestaltungsfreiheit in den Mittelpunkt.

Transzendenz

  • Schaffen Sie Produkte mit Sinn und vermitteln Sie klare Werte und eine Vision.
  • Dies kann durch soziale und ökologische Verantwortung, transparente Lieferketten oder Produkte, die persönliches Wachstum und gesellschaftlichen Beitrag fördern, geschehen.
  • Betonen Sie den positiven Einfluss des Unternehmens oder des Produkts.

Verbundenheit

  • Entwickeln Sie Produkte, Dienstleistungen und Kommunikationsstrategien, die soziale Interaktion, Zugehörigkeit und den Aufbau von Gemeinschaft fördern.
  • Dies kann durch Plattformen für Austausch, gemeinschaftliche Erlebnisse oder Produkte, die ein Wir-Gefühl stärken, erreicht werden.
  • Fokussieren Sie sich kommunikativ auf Austausch und Community.

Kundenbedürfnisse erkennen und ansprechen

In einer Zeit der Übersättigung entscheidet nicht mehr das „Was“, sondern das „Warum“. Im Wettbewerb um Zielgruppen und Marktanteile mit immer kleinteiligerer Personalisierung und immer aufwendigeren Marketingkampagnen verlieren viele Unternehmen das Wesentliche aus den Augen: den Menschen – und das, was ihn wirklich bewegt.

Zukunftsfähige Marken entwickeln sich nicht aus dem Bauch heraus – sondern aus einem klaren Verständnis dafür, worauf sie einzahlen. Mit den Future:Needs erkennen Sie heute schon die Bedürfnisse von morgen und können Ihre Strategie darauf ausrichten.

Janine Seitz ist Zukunftsforscherin, Kulturwissenschaftlerin und Expertin für Konsumkultur. Aus den Dynamiken von Trends und Gegentrends entwickelt sie ein ganzheitliches Verständnis von Konsum, das die menschlichen Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt.